Ladengeschäft als Ausbildungsprojekt

Der SchubLaden in Frankfurt ist ein Ort der schönen Dinge, der Nachhaltigkeit – und der Bildungschancen. Ein gemeinnütziger Verein unterstützt Frauen bei der Ausbildung.
© Lando Hass
Bei der Arbeit: Wajeeha Ataie (links) und Mireia Susnjara

Auf den ersten Blick ist der „SchubLaden“ im Frankfurter Stadtteil Bornheim ein ganz normales Geschäft für Schreibwaren, Spielzeug und netten Krimskrams. Vor der Ladenfront stehen Ständer mit Karten für verschiedene Anlässe, die DHL-Werbung am Eingang signalisiert, dass der Kunde hier auch seine Pakete abgeben und -holen kann. Nach dem Eintreten wissen die Augen gar nicht, wohin sie schauen sollen, weil das Angebot so bunt und vielfältig ist. Schnell wird klar, dass man zum Stöbern Zeit mitbringen sollte.

Auf den zweiten Blick wird deutlich: Im Laden läuft vieles anders als in anderen Geschäften, denn er ist in erster Linie ein Ausbildungsort für junge Frauen. Trotz sprachlicher, psychischer oder anderer Beeinträchtigungen bekommen die Frauen die Möglichkeit, sich zur Verkäuferin oder Kauffrau im Einzelhandel ausbilden zu lassen. Das Personal bekommt hier daher mitunter Unterstützung beim Bedienen der Kasse. Auch ist das Deutsch manchmal noch etwas holprig.

Träger des Geschäfts ist der Verein Faprik. Er stellt den Frauen neben zwei Ausbilderinnen auch zwei Sozialpädagoginnen zur Seite. Zudem gibt es Angebote zum Spracherwerb und Bewerbungstraining. Selbst mitbringen müssen die Auszubildenden laut Projektleiterin Beate Fuhrich Spaß am Kontakt mit Kunden und den anderen Mitauszubildenden.

Professionelle Beratung

Das Geschäft legt laut Ausbilderin Barbara Bicer Wert auf nachhaltig und fair hergestellte Produkte – Artikel aus Papier, Glas, Holz oder Keramik etwa. Artikel aus Plastik sind kaum zu sehen. Viele Produkte hätten zudem Nachhaltigkeitssiegel wie den Blauen Engel und stammten aus Deutschland oder aus lokalen Kooperativen. Die Postkarten (ab 50 Cent) und prominent ausgestellte Geschenkpapierbögen (1,70 bis 4,95 Euro) seien oft handgeschöpft, sagt Bicer.

Lieblinge der Verkäuferinnen und der Kundschaft sind die sogenannten Soulbottles (24,90 bis 29,90 Euro), nachhaltig und fair produzierte Trinkflaschen aus Glas mit verschiedenen Mustern, ebenso die unter der Marke James bekannten Einkaufstrolleys aus bunt gemusterter Lkw-Plane (119 Euro). Eine Auswahl davon hat es kürzlich ins Schaufenster der U-Bahn-Station Bornheim Mitte geschafft. Die Frauen werden auch darin geschult, Kunden bei Fragen zu Materialien und Herstellung der Waren zu beraten, zu einigen Artikeln gibt es schriftliche Informationen.

Hier wird Wert auf Respekt gelegt

Mit seinem Konzept hat der „SchubLaden“ seit seiner Eröffnung 2009 laut Fuhrich eine treue Stammkundschaft gewonnen. Das Projekt gibt es schon seit rund 30 Jahren. Seinerzeit hatten sich arbeitsuchende Berufsschullehrer zusammengeschlossen, um ebenfalls arbeitsuchenden jungen Menschen eine Perspektive zu eröffnen. Weil es ähnliche Projekte im Handwerk schon für Männer gab, entwickelten sie eines für junge Frauen. Inzwischen betreibt der Trägerverein weitere Projekte, etwa das Ausbildungsrestaurant Startorante und Start 1, das beim Erreichen des Hauptschulabschlusses unterstützt.

In Bornheim legen die Ausbilderinnen nach eigenen Angaben auch Wert auf die Vermittlung von Allgemeinwissen und Respekt für unterschiedliche Lebensentwürfe. Ebenso wichtig sei ein Bewusstsein für politische Entwicklungen. So wurde im Frühjahr eine Sammelbox für die Ukraine organisiert und zwei große Pakete verschickt.

In diesem Jahr sind noch nicht alle Ausbildungsplätze vergeben, Interessierte zwischen 16 und 27 Jahren aus Frankfurt können sich noch im Oktober unter ausbildung@faprik.com melden.

 

SchubLaden, Spessartstraße 11, Frankfurt; montags bis freitags 10 bis 18.30 Uhr, samstags 10 bis 15 Uhr.