In ihren Heimatländern ist Fahrradfahren für Frauen verpönt. Deshalb war der Fahrradkurs in Frankfurt für die acht Teilnehmerinnen aus Afghanistan, dem Iran und Eritrea ein ganz besonderes Erlebnis. „Das Fahren hat ihnen unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt Sozialpädagogin Mercia Thym vom allgemeinnützigen Ausbildungsprojekt FAPRIK. „Diese Freiheit kannten sie früher nicht.“
Eine Teilnehmerin aus Afghanistan berichtete, dass sie früher ohne männliche Begleitung nicht einmal das Haus verlassen durfte, geschweige denn Fahrradfahren. Eine Frau aus dem Iran durfte als kleines Kind noch ihre Kurven drehen, doch mit der Pubertät war damit Schluss. Seither träumte sie davon. „Fahrradfahren war für sie das Größte“, berichtet Thym. Als die Teilnehmerinnen nach zwei Wochen ihre Zertifikate erhielten, hatten einige Tränen der Rührung in den Augen.
Fahrradfahren trage enorm zur Mobilität bei, betont die Sozialpädagogin. Ein Ticket für Bus und Bahn in Frankfurt sei teuer. Das Fahrrad sei eine kostengünstige Alternative – und fördere zudem die Bewegung. Allerdings können sich viele Frauen ein eigenes Fahrrad nicht leisten. Sollte deshalb jemand noch ein kleines Damenfahrrad oder Kinderfahrrad im Keller stehen haben und für das Projekt spenden wollen, würden wir uns darüber sehr freuen. Der Kurs wurde von einem Mitarbeiter des Zentrums für Weiterbildung (ZfW) geleitet. Es war bereits der dritte Durchlauf.
Die geflüchteten Frauen nehmen alle am Projekt „Culture Connect“ teil und/oder kommen regelmäßig ins Sprachcafé. Dort erhalten sie Unterstützung dabei, sich in Frankfurt ein neues Leben aufzubauen. Viele würden auch sehr gerne Schwimmen lernen, berichtet Thym. Doch ihre Religion verbietet die Anwesenheit von Männern. Bislang seien die Versuche eines Schwimmvereins gescheitert, ein Schwimmbad zu finden, das so ein Angebot ermöglichen würde.
(Letzte Änderung: 23. August 2019)